Am Samstag und Sonntag ging es auf die Langstrecke und den abschließenden Sprint. Während ich mich am Samstag überraschend körperlich und im Kopf nicht besonders spritzig fühlte, war ich Sonntag im Sprint wieder voll da und angriffslustig. Beide Rennen waren wieder richtig gut organisiert von „the orange machine“.

Dass ich Samstag vielleicht nicht meinen stärksten Tag haben werde fühlte ich bereits ein wenig am Morgen, aber spätestens beim Aufwärmen in Sao Luis schoss ich den Vogel ab. Der Sattel war mir mit seiner Spitze noch etwas zu weit oben, nachdem ich ihn in den Wochen zuvor noch am Vollgefederten Rad gefahren war. Der Sattel hat zwei Schrauben, mit denen man die Neigung sehr einfach justieren kann. Also schraubte ich beim Aufwärmen 2-3 mal die hintere Schraube lose und die vordere jedesmal um ein bis zwei Gewindegänge hinaus. Doch irgendwie wollte es nicht passen, im Gegenteil, langsam fühlte es sich ungemütlich an. Es brauchte doch eine Weile, bis ich bemerkte, dass ich die vordere Schraube wohl besser hätte hineinschrauben müssen um die Sattelspitze nach unten zu ziehen. Da dachte ich schon: „Wo soll das heute noch hinführen?“. Gut 10 min vor dem Start ging dann jegliche Spannung aus dem Körper verloren. Allerdings weiß ich ja, dass ich selbst an nicht so guten Tagen immer noch ganz brauchbare Leistung zeige, also gab es keinen Grund aufzustecken. Der Erste Anstieg nach dem Start war relativ schnell genommen, auch wenn es nicht ganz so locker fluffig wie gewohnt läuft. Es folgte eine lange Abfahrt und ich verfolgte schön die Abzweige mit. An meinem vermeintlichen Abzweig einer breiten Wegkreuzung sah der Weg sehr klein aus und ein Gatter oder Zaun verleitete mich dazu zu denken, dass es wohl nur eine Hofeinfahrt ist und fuhr noch weiter. Nahm nochmal ein paar Gabelungen ohne dabei wirklich auf die Karte zu schauen. Bis ich dann wirklich vor einem Gatter stand. Dann verstand ich was passiert war und wetzte zurück zur Kreuzung, wo es auf der anderen Seite ja auch eine eindeutige breite Brandschneise gab. Ein erster Dämpfer, aber weiter zum Posten. Ich eierte weiter zu Posten zwei, stoppte noch zweimal um sicher den richtigen Abzweig zu nehmen und wurde dann von der 6 min nach mir gestarteten Tschechin eingeholt. Ich setzte mich zwar fahrerisch nochmal nach vorn ab, aber bei der nächsten Gelegenheit zögerte ich wieder ob ich denn richtig sei. So zog sie an mir vorbei und fuhr mit meinem Tempo weiter vor mich hin. Immer wieder bauten sich kleine Unsicherheiten ein. Irgendwann steckte ich dann doch auf und fuhr halbherzig weiter um ein wenig Energie für den Sprint am Sonntag zu sparen. Eine ganze Zeit lang fuhr ich dann mit Sonja zusammen und rettete ihr noch das Rennen, weil mir auffiel, dass wir gerade Posten 14 statt Posten 10 ansteuern. Puha, gerade nochmal gut gegangen aber passend zum heutigen Tag. Ich feuerte Sonja an, dass sie weiter druck auf’s Pedal geben soll, dass sie gut dabei ist, aber so richtig wollte sie das erst glauben, als wir beim Zuschauerposten die Ansage von ihrer Bestzeit hörten. Dann nahm sie nochmal die Beine unter die Arme und fegte den Berg hinauf, während ich mich auf der eigentlich besseren Route verfuhr und eine falschen Weg hinauf klettertet. Nochmals kassierte ich so 6 min. Am Ende sprang sogar noch ein 19. Platz heraus (23 min Rückstand 😮 ), es ging einigen anderen wohl ähnlich. Es gibt solche Tage … 🙂 .

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Kurz nach dem Rennen war ich schon richtig spitz auf den Sprint am Folgetag und befuhr die Sprint-Trainingskarte von Sao Luis. Das Gefühl von heute geht was hielt auch bis ins Rennen an. Ich legte gut los und kam sofort gut in die Karte von der Stadt Odemira rein. Im Nachhinein betrachtet habe ich einige nicht optimale Routen gewählt, auch nicht immer die Routen die ich mir usprünglich überlegt hatte, so dass ich hier und da Sekunden verlor, allerdings konnten die Beine einiges kompensieren und ich hielt mich bis Posten 14 von 18 in der Top10. Nachdem ich beim Kartenwechsel an Posten 13 schon ein wenig wackelte, merkte ich an der Sternkreuzung von Posten 14 zu Posten 15, dass vielleicht etwas nicht stimmt. Auch die erste Gasse in die ich eigentlich hätte einbiegen sollen öffnete sich nicht zu einem Platz, also nahm ich die nächste Gasse und kam auf einen Platz jedoch ohne meine Posten. So irrte ich noch eine Gasse hinter dem Platz weiter, ehe ich erkannte wo ich war. Doch auch dann nahm ich mir nicht die Zeit mich in die Karte einzulesen sonder radelte an einen mir bekannten Ort. Erst dort nahm ich mir Zeit und fuhr zielstrebig zum Posten. 2:20 min kostete mich diese Irrfahrt. Ich hätte ja locker an der Kreuzung 20 s stoppen können und sicher zum Posten zu fahren um immer noch in der Top10 zu bleiben. Naja, so musste ich mit 4 min Rückstand auf Platz 25 Vorlieb nehmen. Im Weltcup kletterte ich zwar noch einige Plätze nach vor und beendete das Jahr auf Rang 18 mit der Minimalanzahl an Rennen. D.h. da ich dieses Jahr in Ungarn die Veranstaltung observierte fehlten mir zwei Rennen so dass ich dieses Jahr keine Streichläufe hatte. Ich blicke dennoch auf sehr konstante Rennen zurück und gerade jetzt im Saison-Finale konnte ich durch eine gute Physis einige O-Fehler kompensieren. Es waren wieder sehr schöne Tage in Portgual und nahezu perfekt organisierte Rennen. Und während ich die Weltcup-Rennnen bestritt fuhr Ulf im Portugiesischen Cup mit.

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