Nun war ich auch endlich mal beim Birkebeiner. Schöne Stimmung, super viele an der Strecke, das „Heia“ klingt noch in den Ohren, atemberaubende Blicke vor allem auf den letzten 20 km hinab nach Lillehammer, müde Beine und Arme.

Der Birkebeiner ist eigentlich ein Skilanglauf, der vor langer Zeit (1930-32) durch ein paar Freunde begründet wurde und als Historie die Rettung von Prinz Haakon Haakonssons inne hat. Der Sage nach wurde dieser im Alter von 18 Monaten zusammen mit seiner Mutter nach Trondheim in Sicherheit gebracht, denn die Birkebeiner und die Bagler rangen um die Macht im Lande. Daher muss beim heutigen Birkerbeiner auch ein jeder Starter mit einem 3.5 kg schweren Rucksack laufen um den etwa 900 m hohen Gebirgszug zwischen dem Gudbrandsdalen und dem Østerdalen zu queren. Das MTB-Rennen hatte dieses Jahr seine 24. Auflage und führte uns von Rena nach Lillehammer.

Ich hatte mich kurzfristig angemeldet, weil mir der Birkebeinerritt, wie er auf dem Rad genannt wird, beim Kalenderstöbern zufällig auffiel. Gehört hatte ich davon schon als ich in Norwegen studierte. Erst nur eine kleine Schnappsidee, fing diese an mir mehr und mehr zu gefallen und das Rennen mit einem verlängerten Wochenende in Norwegen zu verbinden. Zudem wäre es auch nochmal ein gutes Training für das End2End auf der Isle of Man in zwei Wochen. Als Martin dann noch einschlug und mitkommen wollte waren die Pläne geschmiedet und ich meldete mich an.

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Das Zielgelände in Lillehammer mit schnellen Abfahrten im Skizentrum.

Angemeldet war ich nun in der Elite und ich wusste gar nicht so recht worauf ich mich einließ. Es standen 86 km mit 1400 hm an. Etwas mehr als 40 Frauen machte das Elite-Feld aus, mit Gunn-Rita Dahle Flesjå als Favoritin. Unser Start war 9:20 Uhr. Martin machte sich halb 9 mit dem Auto aus dem Staub um rechtzeitig am ersten Flaschenübergabe-Punkt zu sein. Ich wurde als letzte Dame in die Elite-A Startaufstellung gerufen und alsbald fiel der Startschuss. Ich war schon etwas aufgeregt wie lange ich im ersten langen Anstieg würde mithalten können. Zunächst ging es im Damenfeld eine Teerstraße entlang alles dicht bei dicht und so fädelte sich nach gut 3 km eine Frau auf und stürzte, direkt schräg hinter mir. Ich nehme aber an, dass nichts Schlimmeres passiert war. Der Zug vorn ging weiter. Den ganzen Tag war Gegenwind angekündigt und da ich mich am Berg gern so lang wie möglich im ersten Feld halten wollte versteckte ich mich in der 3. oder 4. Reihe und wartete auf den langen Anstieg. Km 10 und ich war noch immer im Feld, der erste Anstieg ging bis KM 15 etwa, also gab es gar keinen kontinuierlichen Anstieg sondern es ging unrhythmisch in Wellen hinauf. Etwa bei KM 11 kam dann die zu lange und zu steile Rampe an der ich zusammen mit anderen reißen lassen musste. Wir formierten uns zu einem Verfolgerfeld und sahen noch eine ganze Weile die ersten 20 Fahrerinnen gut 1 min vor uns langfahren. So kamen wir zur ersten Verpflegung und hatten gut 1 min Rückstand. Danach ging es in eine steile Abfahrt und eine Schiebepassage auf der anderen Talseite hinauf. Das Rad geschultert ließ es sich doch recht leicht laufen. An Verpflegung 2 in Bringbu, Stand Martin, wie er meinte gerade 30 s. Ich tauschte im Vorbeiflug die Flasche aus und gesellte mich zurück zur nun vierköpfigen Gruppe. Unser Rückstand betrug nun etwa 6 min. Als Gruppe arbeiteten wir recht gut zusammen, wobei ich in den Anstiegen immer aufpassen musste nicht abzureißen, dafür in den Abfahrten aufs Tempo drückte. So fuhren wir viele Kilometer gemeinsam. In Kvarstad stand Martin nochmal und reichte mir eine weitere Flasche. Der private Flaschenservice wäre aber gar nicht nötig gewesen, denn in den offiziellen Servicestationen standen sie mit Wasserflaschen und Bananen. Ich hatte auch noch meine Trinkblase im Rucksack mit fast 2 l gefüllt, so dass mein Rucksack derer 5.5 kg wog statt 3.5 kg. Das war im Nachhinein betrachtet natürlich nicht so clever, bzw. da fehlte eben die Erfahrung wie gut die Verpflegung an der Strecke ist und wie ich mit den Wassermengen hinkomme. Zur Spitze kassierten wir nochmal 6 min, so dass der Rückstand nach 2 h etwa 12 min betrug. An der folgenden steileren Passage musste ich wieder reißen lassen. Meine Beine meldeten sich wieder, dass sie müde werden und so versuchte ich mein Tempo zu fahren, dass ich ins Ziel komme. Im flachen Abschnitt und auf einem Single-Trail arbeitete ich mich an die Vierergruppe, die nun eine 6er-Gruppe war wieder heran und so fuhren wir bis zum Rosinenbakken gemeinsam. Dort verabschiedete ich mich aber wieder nach hinten, denn die Beine waren wieder an ihrem Limit. Rosinen mag ich ja nicht und so gab es keinen Grund länger inne zu halten. Ich wusste dass ich noch bis KM 65 durchhalten musste ehe es fast nur noch bergab ging. Auf diesem Abschnitt verlor ich die meiste Zeit zur späteren Siegerin Gunn-Rita, fast 9 min, und auch viele Positionen. Nun betrug mein Rückstand gut 21 min, aber der letzte richtige Anstieg war mit Storåsen geschafft. Immer mehr Leute standen an der Strecke und feuerten mit Kuhglocken und lautstarkem „Heia heia“ an. Hinab über das Skigebiet Sjusjøn bis nach Lillehammer standen immer mehr Menschen an der Strecke und sorgten neben den atemberaubenden Landschaftsblicken für eine echt tolle Stimmung. In der Abfahrt fuhr ich dann doch tatsächlich wieder an die 4er-Gruppe heran, die nun noch größer war. Die Abfahrt war nun nicht mehr nur Schotterpiste, wie weite Passagen zuvor, sondern wurde etwas technischer und war Stückenweise auch recht steil. So machte ich nochmal einige Positionen gut. Die letzten Meter ging es im Skistadion von Lillehammer und an den Sprungschanzen hinab. Hier kabbelten wir uns zu dritt und kurz bevor es in die letzte technische Passage ging setzte ich mich vor die anderen zwei Elite-Damen. Wir hatten einen eigenen Einlauf um uns nochmal besser duellieren zu können. Auf den letzten 20 km Abfahrt konnte ich gut 5 Positionen bei den Frauen gut machen und kam nach 3:33:59 h als 29. in der Damen-Elite ins Ziel. In der Altersklasse sprang so noch Platz 6 von gut 100 Starterinnen heraus. Auf die Siegerin verlor ich auf den letzten 20 km nur 2 min und hatte so einen Rückstand von etwa 23 min. Recht passabel und eine bessere Renneinteilung als beim EBM.

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Die silberne Nadel für das erfolgreiche Bestreiten des ersten Birkebeiner.

Das Rennen hatte eine tolle Stimmung und hat richtig Spaß gemacht. Es war für mich das erste Mal, dass ich über die gesamte Renndistanz mit Frauen fuhr und wir uns in Gruppen zusammen fanden. Das hatte was die Gegnerinnen direkt zu sehen. Die fahrtechnisch einfache Strecke hatte dennoch ihre Reize, man musste permanent auf die Pedale drücken. Und die Stimmung an der Strecke war so wie man sie aus dem TV von Skiläufen kennt. Das „Heia“ klang noch eine Weile in den Ohren nach.

Am Ende war ich noch vor Martin da, der das Auto gut 200 km von Rena nach Lillehammer fuhr. Es war noch zeitig am Tag und so fuhren wir mit kleineren Zwischenstopps bis nach Lom. Wo wir direkt am Bach zelteten um am nächsten Tag wandern zu gehen.