Zum Pfingst-Wochenende im Mai fuhr ich in den Süden um beim 3-Tage MTBO meinen Meistertitel zu verteidigen. Schöne und physisch anspruchsvolle Rennen warteten auf uns. Und mit der Titelverteidigung hatte es auch geklappt.

 

Samstag morgens gegen 8 Uhr brach ich in Kiel auf. Es lagen einige stauungewisse Pfingst-Autokilometer vor mir. Eigentich hatte ich aber fast noch mehr Respekt vor der verkehrsreichen Rückfahrt. Die Anreise ging aber relativ zügig und glatt durch, einzig war ich am Ende der Strecke ganz schön müde, weil es mit den vielen Auto’s doch ungewöhnlich anstrengend war. Vor dem Rennen versuchte ich im sonnigen Gras auf meiner Isomatte noch ein paar Schlafminuten zu erhaschen, landete aber mitten auf einer gut genutzten Ameisenstraße. Entsprechend verschlafen ging ich im Sprint auf dem Campus der Uni Mainz an den Start. Recht fehlerfrei aber viel viel zu lahm. So hatte ich gut 3 1/2 min zur Franzosin Gaelle kassiert, konnte aber die dt. Ranglistenwertung für mich entscheiden. Abhaken – es war ohnehin nur das warm-up für die Deutsche MTBO-Meisterschaft am Sonntag, ordentlich essen und die Beine für den nächsten Tag in fahrlaune bringen.

Wir zelteten im schönen Wachenheim, direkt an der Weinstraße. Der Zeltplatz war ruhig in einem Seitental aber immer noch am Fusse des Pfälzer Waldes gelegen. Den Pfälzer Wald mit seinen Anstiegen sollten wir dann zur MTBO-Meisterschaft ordentlich auskosten. Ich wollte natürlich gern meinen Titel verteidigen, ging auch als Favoritin an den Start aber dennoch muss man ja immer ein wenig bei der Realität bleiben und zunächst erstmal ein sauberes Rennen fahren. Noch dazu gehört das möglichst defektfrei zu leisten. Zum ersten Posten ging es gleich mal 8 min bergauf und ich ließ es ordentlich knallen, auch wenn dies nicht der letzte Anstieg des Tages war. Ich ging als letzte Frau an den Start und konnte so das „Feld“ von hinten aufrollen. Das gelang mir auch relativ schnell, schon nach 6 Posten hatte ich die zwei vor mir gestarteten eingeholt. Dann verfiel ich ein wenig in Spielerei und wählte auch mal die fahrtechnisch interessantere Route zum Posten, was natürlich nicht immer die schnellere ist. Im Gegenlauf sah ich dann die Französin und dachte, da nimmt sie aber eine ungünstige Route. Das beflügelte mich und so wandelte sich die kurze Phase der Ablenkung wieder in volle Konzentration und Power. Aus dem Tal durfte man einige Höhenmeter am Stück wieder raufstrampeln. Im Nachhinein bei der Auswertung stellte ich fest, dass ich auf dieser Route gut 3 min gewonnen hatte. Es lief also. Nach etwa 2 h ging es hinab in die Weinfelder, wieder am Fuße der Pfalz und dann direkt rauf zum Ziel am Schloß Hambach, bei Neustadt an der Weinstraße. In dem letzten Anstieg, den man zum teil schieben musste, dachte ich so, hier werden wohl einige fluchen. Mir selbst war die Streckenlänge nur recht, denn ich hatte vor dem Wochenende schon bedenken, dass ich durch die kurzen Rennen an Form verlieren könnte und lieber zu Hause trainieren sollte. Aber Olaf hatte sich da für mich passende Strecken ausgewählt, auch wenn sie nicht immer ganz so schwierig von der Orientierung her waren.

Und tatsächlich kam es auch so, dass sich im Ziel und nachhinein viele über die zu langen Strecken mit einigen langweiligen und sich doppelnden Routenwahlen beschwerten. Aber faszinierender Weise dachte ich im Rennen keine Sekunde lang darüber nach, wie langweilig es sei, sondern erfreute mich an den Höhenmetern, rauf wie runter, den guten Beinen, den schönen Trails, der Landschaft den Bäumen und just dem Orientieren auf dem Mountainbike. Und die Rennauswertung hinterher bestätigte mir auch mit Jahresbestwerten mein gutes Gefühl. Die dt. Meisterschaft konnte ich mit gutem Vorsprung nach Hause fahren (7. Titel bei 8 Anläufen und eines meiner besten Meisterschaftsrennen) und der Franzosin nahm ich fast 6 min ab, so dass plötzlich auch die Gesamtwertung der 3 Tage wieder offen war.

Spannender hätte die Mittelstrecke in Heppenheim dann auch nicht organisiert werden können. Ich hatte 1:58 min Vorsprung und die Franzosin startete exakt 2 min nach mir. Holt sie mich ein, gewinnt sie, schafft sie es nicht, dann gewinn ich die Gesamtwertung. Knifflig, denn das Ziel lag mitten in der Altstadt Heppenheims und Gaelle war immerhin auch schon Weltmeisterin im Sprint-MTBO und gewann den Campus-Sprint am ersten Tag. Der erste Teil war eher physisch und hier wollte ich Zeit und Puffer für die Stadt rausholen. Es ging zwar mit einem Fehler los, aber es regnete die ganze Nacht und bis direkt vor den Start, so dass die Waldwege ordentlich aufgeweicht waren und meine Wunschroute am Ende vielleicht gar nicht so schnell war wie gedacht. Wenigstens machte ich hier auf Gaelle 1 min gut. Dann ging es mit den Zwischenzeiten hin und her zwischen uns. Aber langsam kam sie näher an mich heran, das bemerkte ich in den Gegenläufen. Bevor es Richtung Stadt ging entschied ich mich für eine etwas längere und bergigere Route aber dafür entlang auf der Straße. Womit ich allerdings nicht rechnete, war ein Auto, was gut 500 m vor mir her fuhr, dabei aber unberechenbar auslenkte, so dass ich nicht vorbei kam. Zu ärgerlich und als ich den Posten in die steile Abfahrt hinunter verließ hörte ich auch schon das Quietschen der Bremsscheiben. Verflixt, geschätzte 20 s blieben mir noch. Also fuhr ich mit Druck in die Stadt und konnte die ersten Verbindungen auch souverän nehmen. Dann folgte ein kleiner Fehler aber es war niemand zu sehen. Auf den vom Regen klitschigen Steinen war es teilweise schwer zu bremsen, besonders in den kleinen engen Gäßchen. Aber als ich am Vorletzten Posten noch immer kein französisches Trikot sah, wußte ich, dass ich nun nur noch sicher nach Hause rollen musste. Am Ende blieben mir noch ca. 40 s Vorsprung. Beachtlich nach einer gesamtfahrzeit von etwa 4 h über die 3 Tage. Gaelle gewann die Tageswertung und ich holte nochmals 100 Punkte für die Ranglistenwertung. Die ich im Nachhinein auch schon fast gewonnen habe, da zwei Läufe ausfallen und ich nun 4 von 4 Läufen gewonnen habe. Einen Lauf muss ich noch gut fahren für den Fall, dass eine zweite Frau auch 4 Rennen für sich entscheiden kann, denn 4 Läufe stehen noch aus.

Morgen geht es aber erstmal nach Dänemark zu einer „Grausamen“ Runde. 78 km gespickt mit 1550 hm warten auf rosa racing kivel:o) . Mal sehen wie ich das überstehe und dann sind ja auch schon die Tage gezählt, bis es zur MTBO-EM nach Polen und dem BC-Bike Race nach Kanada geht. Die Vorfreude auf die kommenden 4 Wochen ist riesig.