April-April, der weiß nicht was er will. Okay, wir hatten eigentlich Mitte September, nahezu Tag-Nacht-Gleiche. Die Wetterbedinungen machten die 24h MTB von Wittenborn aber nicht gerade zum Kinderspiel.

Ich war schon am Tag zuvor nach Wittenborn gefahren um kurz das Zelt aufzustellen. Das war auch eine gute Entscheidung, denn es dauerte doch länger als gedacht und die Platzwahl war groß. Dafür die Anreise am Samstag nach einen ausgibigen Frühstück etwas später. Zu spät kommen macht ja nix, ich habe immerhin 24h Zeit, ich schaffte es aber dennoch gerade so pünktlich zur Startlinie.

2013 war ich mit kivel:o) – 4er Team bei dem Rennen schon einmal unterwegs und es war eine schöne Erfahrung. Doch am vergangenen Wochenende wollte ich dann mal wissen, wie es so ist, die Zeit allein zu bewältigen. Mit dem Styrkepröven (Trondheim-Oslo) war ich ja nicht ganz unerfahren so lange im Sattel zu sitzen. Wobei der Styrkepröven doch schon einige Jahre zurück lag. Im Vorfeld von Wittenborn habe ich nicht explizit dafür trainiert, im Gegenteil ich war sogar ganz schön radfaul. Vielleicht war das aber auch so ein bissel körperlicher Selbstschutz. Auf alle Fälle ging ich recht ausgeruht ins Rennen. In der Woche davor versuchte viel zu schlafen, allerdings zwei Tage vorher fühlte ich mich sehr ausgeschlafen. Das nächste mal würde ich also nur 3-4 Tage vorher damit anfangen.

 IMG_0764e24H RENNEN WITTENBORN 2015

Doch nun zum Rennen, dessen Startschuss 13 Uhr fiel. Die ersten Runden legte ich in einem zügigen Tempo zurück, ohne wirklich ans Limit zu gehen. Meine Wattkurbel zeigte mir komische Werte, zu hohe Werte, die besser aussahen wenn ich auf dem kleinen Kettenblatt fuhr. Ich versuchte in den Anstiegen schön ruhig hochzufahren, nur leider konnte ich meiner Wattanzeigen nicht so richtig trauen. Auch ein Kalibrieren änderte an den Zahlen nix. 200 Watt im Schnitt auf der ersten Runde, das ist zu hoch, aber das fahr ich ja auch gar nicht. Ich versuchte mich also an meiner Atmung zu orientieren und merkte dass ich im längeren Anstieg doch immer etwas mehr gab, ohne dass es sehr auf die Beine ging. In den ersten Runden versuchte ich also ein Tempo zu finden, welches ich länger durchhalten können sollte. Martin verpflegte mich mit Flaschen und Gels am Zelt direkt an der Strecke, zwischendurch las er immer mal im Buch oder knippste paar Foto’s. Es lief also. Dann kam Runde 11, es waren etwa 2:30 h gefahren, als sich meine Kette völlig zwischen Speichen und Kassette verklemmte. Nur wenige Meter nach dem Zelt hieß es „rien ne va plus“, ich musste zurück laufen, das Werkzeug ansetzen und die Kassette ein Stück abziehen. Nach den 10 min machte ich nochmal etwa 10 min Pause, da ich ohnehin schon stand und gönnte mir ein bissel Baguett bevor es weiter ging. Keine so gute Entscheidung, denn just in Runde 12 begann es zu Regnen und zwar richtig dicker Platzregen. Die Strecke wurde ja auch einfach zu schnell. Ich legte noch ein paar Runden zurück und beschloss dann aber erstmal das Rad wieder gängig zu machen und etwas zu essen. Die Strecke war zu der Zeit extrem langsam, einige mussten auf Grund der Reifenwahl schon Passagen hinauf schieben. Auch das Licht baute ich bei der Gelegenheit gleich an. Ich wartete noch den ein oder anderen Schauer ab und dann begab ich mich nach 1:30 h wieder auf die Runde. Es war kurz vor 19 Uhr als ich den netten Plausch mit Jörn, der mit Freundin zum Zuschauen kam, auf der Strecke beendete und die nächsten Runden in Angriff nahm.

Ich hielt gute 5 Runden durch, in denen nicht viel passierte. Die Strecke war zäh zu fahren, die Rundenzeiten deuteten das auch an. Die Wattkurbel, der ich nun mehr vertrauen schenkte, zeigte mir 178er Runden an und der Puls spielte sich bei 142 Schlägen pro Minute ein. Eigentlich Werte, die ich eine Weile durchhalten könnte. Doch gegen 20 Uhr überkam mich Müdigkeit und es kam ein Gefühl von echter Langweile auf. So bislang nur einmal in einem MTBO in der Schweiz verspürt. Also pausierte ich eine Weile, denn die Arme waren vom Festhalten des Lenkers auch ganz schön müde. Es war anstrengend im Schlamm zu fahren und selbst bergab musste man treten. Martin hatte in der Zwischenzeit den Heizlüfter im Zelt in Betrieb genommen den nun auch ich genoss. Nach etwas Überredungskunst durch Felix per SMS machte ich mich gegen 21:30 Uhr in frischer Kleidung und mit frischen Kopf wieder auf die Strecke, die nun wieder etwas abgetrockneter und damit schneller war. Die Motivation war zurück auch wenn der Vorsprung gegenüber den anderen Frauen schon riesig war und ich selbst im Feld der Einzel-Männer an der Top5 knabberte. Weitere 13 Runden mit einem Radwasch-Zwischenstop legte ich bis 2 Uhr nachts zurück. Das Rad sammelte immer wieder viel klebrigen Schlamm auf, wurde schwer und schwergängig. Sobald die Strecke einen trockeneren und schnelleren Zustand erreichte kam ein neuer Schauer vom Himmel herab. Halb 2 war es mal wieder soweit. Ich bemerkte auch, wie die Hose auf der Haut arbeitete und beschloss vielleicht bald mal eine kleine Duschpause einzulegen, sowie frische Kleidung anzuziehen. Kurz danach hatte ich einen kleinen Kettenklemmer, rutschte über eine Mini-Wurzel direkt auf eine Bank zu und verpasste mir ne Beule am Knie. Da beschloss ich nun wirklich eine kleine Duschpause einzulegen und evtl. eine kleine Mütze Schlaf zu erhaschen. Die Dusche tat gut, schnell noch was gegessen und dann ab in den Schlafsack. Zu diesem Zeitpunkt lag ich bei den Einzel-Männern auf Platz 2.

IMG_0763eDSC_5049_KatrinWittkampIMG_0784e

Der Schlaf war allerdings sehr unruhig und damit nicht wirklich erholsam. Immer wieder prasselten die Regentropfen auf das Zeltdach und direkt vor der Tür „schmatzte“ der Schlamm, wenn ein Radler passierte. Nach einem ausgedehnten Frühstück und dem Abwarten weiterer Schauer machte ich mich dann nochmal auf ein paar Runden auf. Ziel waren so 2-3 Runden – „Reicht doch dann auch“. So wurden es auch 3 Runden bis ich wieder eine Pause einlegte. Auf der ersten dieser Runden probierte ich mal die Regensachen, aber die waren einfach zu warm. Irgendwie dachte ich aber so, dass ich eigentlich die 40 Runden voll machen müsste. Nicht ganz die angepeilten 50, aber mit diesen Bedingungen konnte ja auch keiner rechnen. Die Runden waren noch immer langsamer als am Nachmittag zuvor obwohl in der Nacht ein schlammiger Streckenabschnitt rausgenommen wurde. Kurz nach 11 Uhr ging es wieder auf die Strecke um noch die letzten 4 Runden zu radeln. Irgendwann packte mich der Ehrgeiz und ich wollte noch bis 13 Uhr fahren und irgendwann packte mich der Ehrgeiz sosehr dass ich auch noch zwei Runden fahren wollte, also kurz vor 13 Uhr die Ziellinie für eine letzte Runde zu überqueren. Martin verpflegte mich wieder hervorragend, die Wattzahlen zeigten ähnliches wie vom Samstagnachmittag an und die Rundenzeiten wurden wieder besser, denn die Strecke trocknete etwas ab. Klar, dass dann auch schon wieder der nächste Schauer lauerte. In meiner vorletzten Runde öffnete der Himmel wieder seine Schleussen und weichte die Strecke wieder auf. So beschloss ich nach Hause zu bummeln. Doch so sehr ich mir auch Zeit ließ querte ich die Zielline vor 13 Uhr und nach einer knappen Bemerkung vom Streckenrand trödelte ich noch eine weitere Runde, die 43. nach Hause.

IMG_0779IMG_0773eIMG_0782e

Die Technik und der Körper haben gut durchgehalten, auch wenn ich nur 13 1/2 h im Sattel saß, so konnte ich am Ende der 24 Stunden noch immer gut in die Pedale treten. Schön war es trotz des Wetters und nachdem ich am Abend gegen 21 Uhr noch dachte, dass ich für das 24h-Rennen nicht gebohren bin hatte ich eigentlich Nachts 2 Uhr schon fast beschlossen im nächsten Jahr wieder anzutreten. Also wenn es passt mit den anderen Terminen und ich fit bin, dann komme ich wieder zu Klaus nach Wittenborn, der mit seinem Team eine fantastische Veranstaltung auf die Beine stellte. Und dann reise ich auch schon zum Freitag an um am Abend noch gemütlich in der Runde ums Feuer sitzen zu können.

 

Rundenübersicht:

Runde Uhrzeit Rundenzeit Runde Uhrzeit Rundenzeit Runde Uhrzeit Rundenzeit Runde Uhrzeit Rundenzeit
1 13:14:30 14:30,0 16 18:58:40 1:44:04 21 21:52:01 1:37:25 34 08:10:11 6:13:29
2 13:29:20 14:50,5 17 19:17:03 18:23,1 22 22:09:23 17:22,5 35 08:36:22 26:10,6
3 13:43:47 14:26,6 18 19:36:22 19:18,1 23 22:27:07 17:43,9 36 09:00:18 23:55,8
4 13:59:06 15:18,6 19 19:55:23 19:01,7 24 22:44:43 17:35,7
5 14:13:44 14:38,4 20 20:14:36 19:12,5 25 23:02:49 18:05,9 37 11:26:47 2:26:30
6 14:28:55 15:11,0 26 23:20:42 17:52,8 38 11:46:58 20:10,5
7 14:43:46 14:51,4 27 23:38:51 18:09,5 39 12:04:41 17:43,1
8 14:58:03 14:16,2 28 00:12:36 33:44,2 40 12:22:13 17:31,8
9 15:13:05 15:02,4 29 00:32:20 19:44,0 41 12:39:45 17:32,4
10 15:27:57 14:52,2 30 01:02:42 30:22,0 42 12:58:57 19:11,6
11 16:05:06 37:08,6 31 01:19:58 17:16,4 43 13:18:57 19:59,8
12 16:20:36 15:30,1 32 01:38:08 18:10,1
13 16:38:20 17:43,9 33 01:56:43 18:34,7
14 16:56:02 17:42,4
15 17:14:37 18:34,5