Am Wochenende ging es zum ersten Radrennen des Jahres. Wie schon im vergangenen Jahr machten wir uns von Kiel aus auf nach Silkeborg, Dänemark. Zunächst sahen die Wetterprognosen gut aus, aber kurzfristig änderte sich das und die 76 km führten Mensch und vor allem Material an den Rande der Leidensfähigkeit.

Schon am Abend zuvor war klar, dass es nix mit einem 3-Stündigen Sonnenbad auf dem schnellen vornehmlich Schotterpisten-Kurs werden würde. Am Samstag war ich noch im Westen Schleswig-Holsteins radeln und habe mir bei zumeist Sonne die Trails in den kleinen Waldstückchen der Westküste zeigen lassen. Hatte ich dort gar nicht so schön erwartet. Morgens um 7 direkt nach dem F1-Start begaben wir uns in die Spur gen Norden. Irgendwann unterwegs trafen wir zwar nicht die anderen Kivel:o)aner, aber die Scheibenwischer fingen einfach an sich zu bewegen. Felix hatte eigentlich gar keine Lust zu starten, war ja aber schon angemeldet. Ich hatte gar nicht so richtig überlegt, wie es sei, im Nassen zu fahren. Für mich war das Rennen tatsächlich eine echte Trainingseinheit in einer intensiven Trainingswoche und ich hatte total Lust auf das Rennen.

Am Start hielt der Niesel sogar nochmal kurz inne. Allerdings war die Strecke von den scheinbar reichlichen Regenschauern zuvor augeweicht und nass. Schon auf den ersten 2 km setzte sich Sand an Kette und Bremsen, es fing an zu knirscheln, da war sie die Schleifpaste für Bremsen, Lager, Federungen und Gelenke. Der Umwerfer warf die Kette auch über das große Blatt hinaus. Komisch warum er das tat. Streik? Damit konnte ich dennoch gut weiterradeln. Nach etwa 25 min holte mich Felix, der 3 min nach mir gestartet war ein. Er fuhr am Ende einer Gruppe in die ich mich dann auch einreihte. So konnte ich fast 10 min mitfahren, bis ich mich an einem längeren Anstieg wieder in mein eigenes Tempo wählte. Ich war dadurch in Schwung gekommen.

Als ich auf den ersten Trail einbog überfuhr ich leider die Radbrille eines vor mir fahrenden Teilnehmers, es knackte kurz. Fast im selben Moment verschlechterte sich auch schlagartig an meinen Bremsen etwas. Vielleicht die Rache? Wie auch immer, ich musste kurz anhalten, schauen was da wohl los sein könnte, entdeckte nichts, spühlte nochmal kurz mit Wasser und fuhr weiter. Nach einiger Zeit fand ich mich relativ langsam, allerdings sagten mir die Zahlen meines Tacho’s dass ich dennoch gut arbeite. Ab und zu kam richtig Freude auf, wenn der Bremswiderstand etwas geringer wurde, auf Wegen mit ausreichend Wasserstand. Beim Windschattenfahren sprudelte fast immer eine Schlammfontaine direkt ins Gesicht. Die Bremsen schliffen ordentlich vor sich hin, nochmaliges Anhalten ergab nix neues, die Bremsbeläge sahen noch gar nicht so übel aus, also weiter. Ab km 30 fing ich jedoch an zu überlegen ob ich die Strecke lieber abbreche. Mir war es recht schade um das Material, ich fuhr auch nicht mehr so energisch, der Puls war niedrig. Die Schuhe waren bereits Aquarien und erkälten wollte ich mich auch nicht. Allerdings hatte ich noch Lust weiterzufahren, es regnete Mittlerweile richtig, aber ich hatte Spaß auf dem Kurs und die Beine fühlten sich auch noch erstaunlich gut an, verrückt eigentlich. An der Verpflegung nahm ich mir nochmal ein wenig Zeit zum Überlegen und beschloss weiterzukurven, die anderen hatten auch damit zu kämpfen, es war ein mehrstimmiges Scheibenbrems“konzert“. Erstaunlich, ich hatte vor dem Rennen noch nicht mal drüber nachgedacht auf Grund des Wetters auf eine kürzere Strecke umzumelden.

Vieles ist Kopfsache – nach dem Entschluss, hatte ich wieder Elan entwickelt, nach gut 35 km begann ich andere Starter zu überholen, ich war wieder schneller unterwegs und trat die Anstiege mit ordentlich Druck auf dem Pedal und erstaunlich viel Grip am Reifen hoch, selbst an Stellen wo fast alle im Umfeld schoben. Es warteten noch knapp 40 km auf mich. Es rollte, die Kilometer bis zum Ziel veringerten sich stetig, aber wohl auch die Bremsbeläge schrumpften. Ohne größere Zwischenfälle bog ich auf die letzte Schlaufe der Strecke ein, nagut, auch das kleine Kettenblatt wurde nutzlos und zog nun die Kette mit. Eigentlich die schönste von den 3 Schlaufen, weil hier der Pfad-Anteil deutlich höher war, allerdings dadurch am Sonntag auch deutlich schlammiger und langsamer. Die drei Stunden Gesamtzeit hatte ich mittlerweile begraben, aber ich wollte wenigstens noch unter 4 h ins Ziel gelangen, also wetzte ich durch die Wege und überholte immer mal wieder einen Starter. Etwa 15 km vor dem Ziel griff ich hinten ins Leere. Ich ersparte mir ein weiteres Anhalten und die weitere Betätigung des rechten Bremshebels. Nun also etwas vorsichtiger weiter mit der Bremse vorn.

An den langsameren Startern der kürzeren Runden musste man sich nun vorbei schlängeln. Mit den relativ unwirksamen Bremsen ein teilweise schwieriges und ein wenig ermüdendes Unterfangen. Zum Glück wurden die Wege hinten raus wieder breiter und vor allem flacher. Denn gut 2 km vor dem Ziel versagte auch die Bremse vorn ihren Dienst, es klang als ob sich die Feder zwischen Scheibe und Belag knirschelte. Noch vorsichtiger kam ich nach 4:00:40 h ins Ziel. Ich war damit dritte aber es erreichten auch nur 4 von 12 Frauen auf der langen Strecke das Ziel. Felix litt unter blockierenden Bremsen und musste immer mal wieder anhalten und sie wieder aufdrücken. Lukas überholte ihn dabei und konnte so 18. werden, Felix 20. Josh und Friedrich fuhren die 50 km – Runde, sie hatten die wohl bessere Rundewahl getroffen.

Im Ziel regnete es beständig weiter. Die Bestandsaufnahme am Abend war ein wenig ernüchternd. Ich zog nur noch 1/4 meines Bremsbelagträgers aus der Bremse – das erklärte den Griff ins Leere. Der Kolben war um ein paar Milimeter abgearbeitet. Es gibt also Situationen in denen es manchmal durchaus sinnvoll ist doch mal ein Rennen abzubrechen. Andererseits hätte ich mich dann im Ziel wohl geärgert, weil ja mit den Bremsen nix passiert gewesen wäre und ich hatte einfach Lust weiterzufahren. Gerne wieder nach Silkeborg, aber das nächste Mal bitte mit Sonne.