Das war ein laaaanges Wochenende, Samstag ging es mit Christoph per Rad von Hamburg nach Berlin und weil ich gerade in der Nähe war strampelten Gerit und ich am Sonntag noch beim Harz-MTBO mit.

Wir hatten schon zweimal die Anmeldung für das Zeitfahren von Hamburg nach Berlin verpasst, aber jedes mal stellte sich heraus, dass die Anmeldung verschoben wurde. Währenddessen, entdeckte ich, dass der Harz-MTBO am selben Wochenende statt findet und es zeitlich passt. Gerit war sofort beim Harz-MTBO dabei, trotz möglicher müder Beine meinerseits, und so passierte es, dass ich mitten im Urlaub in Norwegen für beide Tage registrierte.

Die drei Wochen nach dem Urlaub und vor dem langen Wochenende wurden nochmal schnell zum Langstreckentraining genutzt und ich wollte mich auch ein wenig an die Sitzhaltung auf meinem Rennrad gewöhnen und rollte so einige längere Runden. Das Rad wurde bis in die letzte Ecke getuned, so dass extra Trinkflasche, Werkzeug und ein wenig extra Futter noch Platz fanden und der Rest in den Trikot-Taschen verschwinden konnte. Ein bissel aufgeregt war ich wohl schon, anders kann ich mir nicht erklären dass ich mit zwei tiefgründig geputzten Rädern an den jeweiligen Startlinien stand.

Organisiert ist das Zeitfahren vom Audax-Club Schleswig-Holstein. Unsere selbst ausgesuchte Startzeit war um 7:26 Uhr, kurz nach Sonnenaufgang. Die Fahrt von Kiel in den Osten Hamburgs nahm doch fast 1.5 h in Anspruch und so kamen wir nur sehr kurz vor knapp an, schnappten uns die Startnummern, bauten die Räder auf und warfen uns in unsere rosa Schalen. Da es an Befestigungs-Material fehlte, steckten wir die Startnummern in die Trikot-Taschen und machten uns etwa 5 min nach unserer eigentlichen Startzeit auf den Weg. Was solls, müssen wir sie eben rausfahren. Die Beine gingen auch gleich richtig gut und mit dem seitlichen Rückenwind schlugen wir ein angenehmes Tempo von 33 km/h an. Christoph rollte sich auch nach kurzer Zeit ein und so wechselten wir hin und wieder den Windschatten und fuhren soweit es die Straßen erlaubten auch einfach nebeneinander und schwätzten ein wenig. Mit voranschreitender Zeit zum ersten Kontrollpunkt wurde es zwar ein wenig ruhiger, aber wir genossen die morgentlichen Sonnenstrahlen und den seitlichen Rückenwind aus S-SW.

Die Verpflegungsstation befand sich in Dömitz nach für uns 94.6 km, die wir in 2:53 h zurück legten. Wir konnten also den 33er Schnitt beibehalten und waren sehr zufrieden. Bananen, verpacktes Schoko-Brot und Kirschsaft besänftigten ein kleines Hungergefühl. Zwei Schoko-Brote und eine Banane wanderten auch noch in die schon etwas leereren Trikotaschen. Christoph gönnte sich noch einen zweiten Kaffee und ich scharrte schon ein wenig mit den Hufen für die Weiterfahrt. Ich hatte vorher so 10-min-Pausen angepeilt, wollte aber auch nicht so stressen. Nach gut 18 min setzten wir uns wieder in Bewegung.

Nach gut 20 km und einer halben Stunde Fahrzeit im gewohnten 33er Schnitt wurden wir von einer Gruppe Hamburger Triathleten aufgefahren in die wir uns nach kurzem Überlegen hängten. Uiuiui, die hatten ein ordentliches Tempo drauf und so stieg unser Fahrschnitt auf 35.5 km/h. Ab und an und nach kurzer Lernphase halfen wir auch in der Führung mit. Die Triathleten waren echt locker drauf und nahmen auch unsere anfänglichen Kapriolen in der Führungsarbeit gelassen hin. Bis Havelsberg arbeiteten wir so gemeinsam und genossen den ein oder anderen Windschatten. Nach meiner letzten Führungsarbeit musste ich mich hinten aber auch erstmal ganz schön erholen. Dann sah ich, wie auch Christoph nur kurz Führungsarbeit leistete und wieder rausging. Am Ende des Zuges überlegten wir ob wir dann bald doch wieder unser eigenes Tempo fahren sollten und zum Glück bogen die Triathleten dann an ihr Versorgungsfahrzeug (eigentlich nicht regelkonform, aber da waren einige unterwegs) direkt vor Havelsberg ab und so war für uns sehr schnell beschlossen an der Tankestelle in Havelsberg einzukehren. Ich gab eine 10-min Pause aus, denn ich hatte da plötzlich eine 9-h-Vision, mal kurz vor Augen. Ich kaufte das letzte Käsebrötchen, das nicht zu sparsam belegt war, sowie Cola und etwas Wasser. Das verschwand alles relativ flott in Flasche und Rachen. Das Sitzen tat auch gut, das hatte ich in Pause 1 etwas vergessen. Allerdings verstrich die Zeit und verstrich und verstrich. Dann gaben wir einem mit Platten noch einen Tipp, wie er den Schlitz im Mantel dichten könne. Unterdessen gab ich mein 9-h-Ziel wieder auf, denn wir kamen erst nach etwa 26 min wieder in Bewegung.

Zunächst lag das Brötchen noch etwas schwer im Magen, aber dann ging es irgendwie wieder ganz gut und wir wechselten uns wieder fleißig in der Führung ab. Die Gespräche beschränkten sich aber inzwischen auf das wesentliche mit ein paar Einschüben, wie genial die Bedingungen sind und wie flott das Tempo ist. So segelten wir weitere 40 km bis Christoph ein wenig flau im Magen wurde. Wir grübelten über die Ursache und vermuteten, dass die Energieriegel vom Magen nicht so richtig angenommen und in Energie umgesetzt wurden. Er musste andere Riegel nehmen, da die Gewohnten leider ausverkauft waren. Wir legten also noch einen Cola-Stopp ein und ich schob ihm eines von meinen Gels unter.

Diesmal kamen wir mit 10 min Stand-/Sitzzeit aus und begaben uns auf die letzten 60 km. Wir hatten zwar „nur noch“ einen 32er Schnitt, aber Christoph nahm die Gels gut an und blühte wieder auf, so dass wir weiter gut im Team arbeiten konnten. Es gab auch deutlich mehr Wälder und damit weniger Rückenwind. Gut 20 km vor dem Ziel schob ich noch ein Gel zu und sagte „als Heimbringer“ und danach verkroch ich mich in Christophs Windschatten 😉 . Irgendwie waren meine Beine jetzt breit. Ich weiß auch nicht warum ich mir im letzten Stopp nicht noch ne Banane für die Trikot-Tasche mitnahm.

Nach 8:59:50 h passierten wir das Ortschild Berlin. Die Straßen wurden unangenehm mit Autos voll und es gab unzählige Ampeln, leider viele davon rot, jedenfalls gefühlt. Und dann sagte ich etwas, was man nicht sagt. Gut 3 km vor dem Ziel erzählte ich von den Schläuchen, die wir ja gar nicht brauchten und wirklich, an der darauf folgenden Ampel keine 500 m entfernt von der Aussage, hatte ich mit einem mal einen Platten 😮 . Da es nur noch 3 km waren entschied ich den Platten auszufahren, denn ein Schlauchwechsel hätte auch einige Minuten gekostet. Etwas langsamer und mit ein paar finalen Laufmetern erreichten wir so das Ziel nach 9:25 h min, offiziell wegen unseres zu späten Startes haben wir eine Zeit von 9:31 h zu Buche stehen.

Der Plattfuß war im Übrigen ein Montagefehler meinerseits, der Schlauch war zwischen Reifen und Felge eingeklemmt – so dass wir super Glück hatten, dass es erst so kurz vor dem Ziel kam. Insgesamt waren wir sehr zufrieden mit unserer Leistung. Das angepeilte 10-h Ziel haben wir geschafft und wir hatten eigentlich die ganze Zeit Spaß dabei und schön zusammengearbeitet. Die Fahrt in der Gruppe war auch ein Erlebnis und vielleicht treten wir beim nächsten Mal auch als 5er-Team an.

Hier noch ein paar Zahlen:

Zeit gesamtZeitKm gesamtStrecke (km)Tempo (km/h)Watt-Schnitt (NP)Bemerkung
02:58 h2:53 h9594.632.92030.8 l Wasser / 1 Riegel + 2 Gels
03:16 h00:18 hPause0.4 l Kirschsaft / 1 Banane / 2 Schokobrote
05:37 h2:21 h17681.334.71930.8 l Wasser / 1 Banane + 1 Riegel + 1 Gel
06:03 h00:26 hPause0.5 l Cola, 0.3 l Wasser / 1 Käse-Brötchen
07:17 h1:14 h2184234.21920.4 l Wasser / 1 Gel
07:27 h00:10 hPause0.33 l Cola
08:54 h1:27 h26246.431.81750.3 l Wasser / 2 Gels
09:31 h0:32 h27814.625.4155Stadt
Gesamt:09:25:35 h278.432.618729.6 km/h (inkl. Pausen)
Karte und Strecke aus GoldenCheetah (OpenStreetMap)